Und hier ein paar Fragen zu BRUTAL GOD und eurer neuen EP:

Let There Be God, Let There Be Light, Let There Be Rock – in dieser Reihenfolge? Hat Gott zuerst sich selbst erschaffen müssen? Oder ist er noch gar nicht da? Aber dann könnte er ja gar nicht brutal sein … oder wie jetzt?

Dave: Genau! Who created the creator?

Bari: Der Plattentitel bezieht sich in erster Linie auf das Fortbestehen der Band nach dem tragischen Verlust unseres Frontmanns und ersten Gitarristen. Zudem sind wir der Auffassung, dass der Mensch seine ureigene Brutalität durch Gott oder etwas Gottähnliches legitimiert. Metal hält den Menschen den Spiegel vor und das mögen viele nicht.

 

Bei dem Wort „brutal“ im Zusammenhang mit Death Metal muss ich als Erstes immer an Nathan Explosion (nicht zu verwechseln mit „Methan-Explosion“) aus Metalocalypse denken – wie viel Comedy steckt eigentlich, ganz allgemein gefragt, in Death Metal?

Dave: Keine Ahnung, aber bei Brutal God steckt verdammt viel Spass an der Sache drin. Allgemein ist ja meist das Komedie die Comedy an der Sache.

Bari: Death Metal ist eine Form des musikalischen Ausdrucks und daher eine Sache, die wir sehr ernsthaft betreiben. Bei Entertainment ist generell eine Prise Humor aber nie verkehrt.

Mitch: Abgesehen davon war Rock'n'Roll doch schon immer eine todernste Angelegenheit.

 

Inwieweit kann technischer Anspruch die Brutalität eines Death-Metal-Songs fördern?

Dave: Der Anspruch dazu genügt nicht. Wir bemühen uns sehr um technisches Können zugunsten der brutalen Tightness. Das ist nur durch brutal viel Üben möglich. Ganz im Gegensatz zum brutalen Groove, der schon das erste Mal beim Spielen eines neuen brutalen Songs vorhanden sein muss.

Bari: Kommt darauf an, was mit Technik gemeint ist. Musik zu spielen erfordert in jedem Fall eine solide Beherrschung des Instruments. Ich finde, dass viele neuere Metal-Alben durch Produktionstechnik zwar im ersten Moment sehr brutal daherkommen. Oft verflüchtigt sich dieser Eindruck aber rasch. Brutalität ergibt sich in erster Linie aus dem Bandplay und aus der Komposition.

 

Was ist der (im weitesten Sinne des Wortes) brutalste Film, das (im weitesten Sinne des Wortes) brutalste Buch, die (im weitesten Sinne des Wortes) brutalste Person, die ihr kennt?

Wir teilen uns diese Frage:

Dave: Film - Das grosse Fressen: Brutale Überlastung der Sinne und des Körpers, um davon brutal dahinzuscheiden.

Bari: Buch - Das Buch des Blutes (Clive Barker): Sechs Bände brutaler Abgründigkeit durch die Brille einer scheinbar heilen Welt.

Mitch: Person - Dem Fragesteller kann hier eine gewisse Brutalität nicht abgesprochen werden.

 

Wie geht man Schwächlingen auf den Geist (vgl. Song „Annoy The Weak“)?

Dave: Zeig einem Schwächling, wie er die noch Schwächeren piesacken kann und der tut das. Der Titel ist daher eine Warnung und der Text endet mit der Revolte von wiederum gelenkten Schwachen gegen den Einzelnen. Be strong, be fair!

Bari: Jeder ist irgendwo schwach und fühlt sich entsprechend von scheinbar Stärkeren belästigt. Der Song bezieht sich auf alle. Darum ist am Ende derjenige schwach, der sich vorher als stark empfunden hat.

 

Welche „Freak-Autoritäten“ werden von euch besungen?

Mitch: Die Freaks, die wir sind. Im Gegensatz zu den Illusionen, die wir zu sein glauben.

Bari: Zunehmend erscheinen politische und ökonomische Autoritäten für die normalen Bürger als abgehobene Freaks.

 

Was ist dran an dem Gerücht, dass Dave seinen Bass mit dem Plektrum bedient, nicht mit den „Fingerle“? Was sind Vor- und Nachteile dieser Spieltechnik?

Dave: Da gibt es nur Vorteile, da man mit einem Nachnamen nicht Bass spielen kann. Ehrlicherweise muss dazu gesagt werden, dass ich einfach nicht mit den Fingern spielen kann. Ich hab mich auch nie drum bemüht, da ich den satten Anschlag mit Plektrum einfach lieber mag.

Mitch: Immerhin hältst du das Plektrum mit den "Fingerle".

 

Was sind eure derzeitigen Brotjobs? Was waren die schlimmsten Jobs, die ihr machen musstet?

Dave: Hab mal Offsetdrucker gelernt, betätige mich aber seit Jahren als Computer-Fuzzi. Für mich wäre glaub Musiklehrer ein schlimmer Job.

Bari: Ich bin in der Bildung tätig. Früher arbeitete ich auf dem Bau. Mein schlimmster Job war das Abschleifen von Kuh-Urinstein vom Gemäuer einer stillgelegten Jauchegrube. Into the grave!

Mitch: Bürogummi. Die schlimmste Erfindung der Menschheit ist die Bürokratie!

 

Sind Kapitalismus und die aus ihm erwachsende Welt des Arbeitnehmens und -gebens ein brutaler Gott? Was sind, metaphorisch gesprochen, noch alles brutale Götter in dieser unseren Welt?

Bari: Kapitalismus ist ein Konzept unendlichen Wachstums mittels endlicher Ressourcen. Das führt zwangsläufig zu Brutalität. Wir alle sind Teil davon.

 

Was ist härter – Metal oder das Leben? Wenn das Leben eine Band wäre, aus welchen Musikern würde diese sich zusammensetzen?

Bari: Metal ist ein Lebensgefühl. Weil das Leben keine Band ist, sind wir eine.

Dave: Für Millionen von Menschen ist das Leben unglaublich hart ohne je von Metal gehört zu haben. Persönlich hab ich das Glück, durch Metal ein Leben zu führen, ohne durchzudrehen. Die Band dazu heisst BRUTAL GOD.

Mitch: Hinsichtlich der Brutalität übertrifft die Realität die Fantasie.

 

Glaubt ihr, dass man beim Komponieren eher origineller oder epigonaler wird, wenn man viel Musik hört und kennt?

Dave: Ersteres darf einfach nie verloren gehen. Durch andauernd äussere Beeinflussung ist aber eine gewisse Anpassung nicht auszuschliessen. Ein resistentes Beispiel dafür ist in meinen Augen aber Mitch, der unglaublich viel Musik hört und unentwegt brutal geile Riffs raushaut.

Bari: There is nothing new under the sun.....

Mitch: ...und deshalb ist es besser, nicht nur aus einer Quelle zu schöpfen.

 

Was ist die Zukunft des (Death) Metals? Wie klingt, falls ihr eine Prognose wagen wollt, Metal in 100 Jahren?

Einstimmig: Metal bleibt Metal! Auch in tausend Jahren.

 

Erogen oder Nitrogen?

Einstimmig: Erogen!

 

Was muss passieren, damit Death Metal irgendwann typische Hipster-Mucke wird?

Dave: Keine Ahnung. Aber sollte das mal so sein, steig ich um auf Schlager.

Bari: Wäre schade drum...

 

Meine Lieblingsband aus der Schweiz ist wahrscheinlich Coroner. Könnt ihr mir 5 eidgenössische Geheimtipps nennen?

Dave: Der Schweizer Metal Untergrund brodelt. Wir möchten hier niemanden vergessen und auch niemanden vorziehen.


Und wie sieht es mit 5 zeitgenössischen Lieblingsplatten aus?

Dave: Naja, zeitgenössisch ist ein dehnbarer Begriff. Deshalb hier unsere all-time-faves:

Accept - Balls to the wall, Iron Maiden - Somewhere in time, Psychotic Waltz - A social grace, Metallica - Master of Puppets, Overkill - alle!

Bari: Entombed - Left hand path, Grave - Into the grave, Cannibal Corpse - The wretched spawn, Bolt Thrower - Honour, valour, pride - Motörhead - Orgasmatron

Mitch: Iron Maiden - The Number of the Beast, Slayer - Decade of Aggression, Bolt Thrower - Those Once Loyal, Razor - Violent Restitution, Judas Priest - Painkiller

 

Was ist die brutalste Metal-Band aller Zeiten?

Dave: Trotz des Bandnamens erheben wir zwar darauf keinen Anspruch.  Aber hör es Dir an - brutal guet!

Bari: Cannibal Corpse und Grave

Mitch: Der UNO-Sicherheitsrat!

 

Ich habe mir angewöhnt, Interviews mit der folgenden, unter Umständen völlig sinnfreien Frage zu beenden: Interessieren Sie sich für digitale Bildbearbeitung?

Dave: Unbedingt, fast so stark wie für Titten und Ärsche!

Bari: Bei der Bildbearbeitung krieg isch imma den grössten Hammer in der Hose.

Mitch: Danke fürs Interview!

 

 

Danke und alles Gute

Daniel Ableev / Legacy
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